Wo arbeitest du am besten?

So wird die Frage nach dem Arbeitsort besser geklärt.

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Hallo liebe Medienmacher:innen,
liebe New Work Enthusiast:innen,
liebe „Irgendwas mit Medien“-Interessierte,
liebe alle,

heute ist es Zeit für das wohl kontroverseste Thema in der Arbeitswelt. Und ich gebe direkt zu, dass ich es mittlerweile häufig nervig, unkonstruktiv, mühsam und dennoch extrem wichtig finde. Es geht um die Frage, wo und wie gearbeitet wird. Homeoffice oder Büro? Beides? Wenn ja wie? Präsenzpflicht? Full remote? Teamtage? Fragen über Fragen.

Warum ich zunehmend genervt bin, ist schnell erklärt: Es gibt aus meiner Sicht keine pauschale Antwort auf diese Fragen. Es gibt auch keinen universalen Ratgeber, der für alle (Medien-)unternehmen passt. Und zuletzt: Die Diskussionen über die beste Arbeitsweise für das jeweilige Unternehmen wird an vielen Stellen nur oberflächlich und häufig aktionistisch geführt, ohne grundlegend nach sinnvollen Lösungen suchen zu wollen.

Wie das vielleicht besser gelingen könnte, möchte ich heute thematisieren und gerne eure Erfahrungen oder Meinung dazu wissen (falls ihr nicht schon bei gefühlt 100 Umfragen teilgenommen habt).

Ich wünsche euch einen guten Start in die Woche! Egal, ob ihr im Homeoffice, im Büro oder irgendwo unterwegs seid.

Let’s go!

Liebe Grüße
Benni

What's the play today?

Den Königsweg gibt es nicht

Es ist doch so: Alles hat Vor- und Nachteile. Bis zum Beginn der Pandemie hieß es in (Medien-)unternehmen pauschal: Arbeiten ist nur im Büro möglich. Auch wenn viele Kolleg:innen an Wochenenden dort dann alleine ihre Schicht abarbeiteten und etliche Male Rückfragen über das Telefon oder E-Mail klären mussten. An- und Abreise waren selbstverständlich. Ist eben so. Ende.

Die Pandemie hat gezeigt: Es geht anders. Keine Redaktion hat meines Wissens nach aufgrund des Arbeitsortes den Betrieb eingestellt. Im Gegenteil: Ich habe selbst miterlebt, welchen enormen Einsatz Kolleg:innen gezeigt haben. Häufig zu Zeiten, in denen in alten Zeiten schon die Bürgersteige hochgeklappt worden waren. Klar war es am Anfang holprig, aber als die Infrastruktur stand und neue Abläufe schließlich geklärt waren, lief es. Und das genauso gut oder schlecht wie vorher. Oft lagen die Ergebnisse aber auch deutlich über den Erwartungen. Hups.

Seit Mitte der Pandemie reiht sich nun eine Studie zum Arbeiten im Homeoffice oder Büro an die andere. Manche davon belegen, dass sich die (mentale) Gesundheit von Mitarbeiter:innen, die ihren Arbeitsort frei wählen können, verbessert. Wird das Homeoffice zur Pflicht, sinkt das Wohlbefinden. Andere zeigen, wie viel Zeit eingespart wird und dass von der eingesparten Zeit fast die Hälfte in die Arbeit investiert wird. Mich würde heutzutage mal eine Studie über das Wohlbefinden und die Gesundheit von Mitarbeiter:innen interessieren, die im Büro arbeiten müssen.

Möglicherweise ist inzwischen für jedes Für- oder Gegenargument eine Studie zu finden. Das ist alles guter Input, der mit in den Austausch einfließen sollte. Ich bin dennoch sicher, dass keine Studie den Königsweg für alle aufzeigen wird. Alle müssen ihren eigenen Weg selbst finden. New Work ist, was wir daraus machen.

Und deshalb liefert logischerweise meine Meinung und mein Umgang mit diesem Thema ebenfalls nicht die Musterlösung. Mit der Brechstange vorzugehen und Mitarbeiter:innen wieder ins Büro zu zitieren, halte ich dennoch für problematisch. Auf Pflichten und Ansagen zurückzugreifen, ist, was ich eingangs mit oberflächlich und aktionistisch meinte, weil die grundlegenden (oft unbequemen) Fragen nicht gestellt werden und offenbar kein Interesse an wirklichen Lösungen besteht.

Irgendein Problem tritt auf und es wird einfach nur schnell ein Pflaster draufgeklebt. Mal im Ernst: Als ob im Büro dann immer alles reibungslos läuft und keine Fehler gemacht werden. Für mich ist das einfach nur kurzsichtiger Unsinn und ich bin auf die mittel- und langfristigen Auswirkungen gespannt, wenn die Pflaster dann mal abfallen und festgestellt wird, dass die Wunden darunter nicht geheilt sind.

Doch genug Theorie. Wie kann es vielleicht besser laufen? Aus meiner Sicht gibt es verschiedene Ebenen, sich der Beantwortung der Frage „Wann arbeiten wir wo?“ zu nähern: Vor allen Dingen die individuelle und die Teamebene. Denkbar sind zudem die Unternehmensebene und die der Kund:innenbeziehungen, die ich hier heute allerdings außen vor lasse. Vielleicht findet ihr auch noch weitere: Feel free.

Wann und wo arbeite ICH am besten?

Fragen, die jede:r Mitarbeiter:in vor (Bewerbungs-)Gesprächen helfen können, Klarheit zu finden, lauten: Wann und wo arbeite ich in meiner derzeitigen Lebens- und Wohnsituation am besten? Welches Umfeld brauche ich für meine Aufgaben? Wo kann ich mich wann am besten konzentrieren? Wie viel Austausch mit anderen Kolleg:innen brauche ich bei meinen Aufgaben und Projekten? Wie viel Ruhe brauche ich beim Arbeiten? Wie gut kann ich mich selbst organisieren? Wie halte ich regelmäßig den Kontakt zum Team und Unternehmen? Was kann ich realisieren und was nicht?

Wann und wo arbeiten WIR als Team am besten?

Auf Teamebene kommen die individuellen Vorstellungen zusammen und es wird mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht alles zusammenpassen, es sei denn eine full-remote-Lösung ist auch eine Option. Daher ist es meiner Meinung nach erstmal wichtig die Teambedürfnisse zu klären: Können wirklich alle Aufgaben von zu Hause oder unterwegs erledigt werden? Wer im Team braucht was? Wie kommunizieren wir (schnell) im Alltag miteinander? Wann und wie sehen wir uns alle? Gibt es die Möglichkeit, Teamtag(e) im Büro zu organisieren? Wie gehen wir damit um, wenn Dinge nicht funktionieren? Welche regelmäßigen Meetings brauchen wir? Schaffen wir es bei hybrid-Lösungen wirklich, alle zu erreichen und mitzunehmen?

Benjamin Quiring/Midjourney

Ihr seht: Einfach ist es nicht, denn es gibt viel zu besprechen und zu klären. Aber auch nicht an jedem Tag. Für die Umsetzung gibt es ebenfalls zahlreiche Möglichkeiten: Vom Fragebogen bis zu (Team-)Workshops ist alles möglich. Und ich weiß: Voraussetzung ist, dass das Unternehmen mitmacht. Mein Eindruck ist leider häufig, dass nur wenige (Medien-)unternehmen sich nach der Pandemie wirklich Zeit dafür genommen haben, die oben genannten oder ähnliche Fragen zu beantworten und genau zu überlegen, was sinnvoll und nachhaltig ist. Wenn ihr Beispiele kennt, bei denen es besonders gut oder schlecht gelaufen ist oder mir einfach eure Sicht der Dinge mitteilen wollt, schreibt mir gerne eine Mail.

Ich bin mir nach wie vor sicher, dass die Diskussion über den Arbeitsort auch in der kommenden Zeit nicht enden wird. Ich denke allerdings auch, dass andere Themen wie die wirtschaftliche Situation von Unternehmen, der Mitarbeiter:innenmangel und nachfolgende Generationen mit anderen Ansichten dazu beitragen werden, dass sich etwas tut. Und bis dahin ist es weiterhin an uns, unser Leben und Arbeiten zu gestalten.

Wie immer gilt: Nichts ist für immer festgeschrieben: Ausprobieren, Bewerten, Ändern oder Anpassen.

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Passend zur heutigen Ausgabe heute nicht DIE EINE Szene, sondern viele spektakuläre aus der NBA-Saison 2019/2020. Sucht euch euer Highlight einfach selbst raus 🙃