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Meine New-Work-Big-5 für 2024
Diese Fragen und Themen werden in diesem Jahr besonders wichtig
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Hallo liebe Medienmacher*innen,
liebe New Work Enthusiast*innen,
liebe „Irgendwas mit Medien“-Interessierte,
liebe alle,
mit Beginn eines jeden neuen Jahres werden von vielen Branchenexpert:innen gerne Prognosen und Annahmen für die wichtigsten Trends und Entwicklungen in Medienunternehmen und im Journalismus veröffentlicht. Ohne an dieser Stelle ins Detail zu gehen, finde ich vieles darin für das anstehende Jahr sehr nachvollziehbar. Wer noch nicht genauer hineingeschaut hat, findet hier die Voraussagen des Nieman Lab und hier die ausführliche Prognose des Reuters Institute for the Study of Journalism an der University of Oxford.
Und: Erneut wird es – wie vielerorts zu hören ist – wohl wieder ein anstrengendes und sportliches Jahr für die Medienbranche. Wann war es eigentlich zum letzten Mal entspannt und einfach, frag’ ich mich.
Wer wettet mit – oder dagegen?
Doch wo viel zu tun ist und es viele Herausforderungen gibt, liegen erfahrungsgemäß auch immer viele Chancen für Neues. Ich möchte daher auch ein paar Prognosen abgeben, und nein, nicht zu den übergreifenden Trends, Themen und Technologien, sondern natürlich zu New Work in Medienunternehmen.
Was wird wichtig und wo müssen Verlage und Redaktionen aus meiner Sicht dringend ansetzen? Welche Themen und Fragen werden uns dieses Jahr vor allen Dingen begleiten? Ist natürlich eine Wette, deren Ausgang auch ich nicht kenne. Vielleicht seht ihr darin auch einige Dinge ganz anders, dann freue ich mich, wenn ihr mir schreibt. Also, wer wettet mit – oder dagegen?
Und jetzt, let’s go!
Liebe Grüße
Benni
Table of Contents
Meine New-Work-Big-5 für 2024
Warum „Was mit Medien“ machen?
Vor vielen Jahren noch standen Bewerber:innen bei Verlagen und Redaktionen Schlange. Um ein Volontariat zu bekommen, mussten erstmal etliche – häufig unbezahlte – Praktika absolviert, fertig studiert und zugleich ganz viel Arbeitserfahrung gesammelt werden. Und selbst dann war die Wahrscheinlichkeit nicht sonderlich hoch, dass es am Ende mit einem ersehnten Ausbildungsplatz klappt. Been there, done that.
Doch: Die Zeiten sind vorbei! Das Interesse daran, „Was mit Medien“ zu machen, ist längst nicht mehr so stark und die Zahl der Bewerbungen ist deutlich gesunken. Mögliche Gründe dafür sind vielseitig: eine neue Auffassung von Leben und Arbeiten, damit einhergehende andere Vorstellungen von Bedingungen und Benefits oder andere einfach spannende(re) Branchen und Berufsbilder. Letztens wurde mir eine Ausschreibung eines großen Medienunternehmens für einen Job in Berlin weitergeleitet, in der „ein kostenloser Geldautomat im Gebäude und eigener Parkplatz“ unter Benefits aufgezählt wurde. Wow! Wenn das mal kein Anreiz ist. Ernsthaft?
Long story shot: Medienunternehmen, Verlage und Redaktionen werden sich in diesem Jahr aus meiner Sicht deutlich mehr damit auseinandersetzen müssen, wie sie für junge, digitale und engagierte Bewerber:innen (wieder) attraktiv werden. Was ist das geile an unseren Berufen? Warum kann es wirklich Spaß machen, auch an Wochenenden zu arbeiten? Welche wirklichen Benefits liefert der Job?
Die Süddeutsche Zeitung sucht neuerdings auch im Quelltext nach neuen Mitarbeiter:innen. (Entdeckt von Oskar Vitlif; Screenshot Benjamin Quiring)
Wo arbeiten?
Ihr ahnt es schon, aber es ist meiner Erfahrung nach das meist diskutierte Thema in der gesamten Arbeitswelt und somit logischerweise auch in Medienunternehmen: Arbeiten wir im Büro oder im Homeoffice? Oder beides und wie? Hier lege ich mich fest: Die Diskussion dazu wird in diesem Jahr (und wahrscheinlich auch in den kommenden Jahren) nicht beendet werden. Umso wichtiger wird es deshalb sein, dass weiter darüber gesprochen und geschaut wird, welche Vor- und Nachteile, und welche Möglichkeiten es für das eine, das andere oder Mischformen gibt. Alles einfach zurück auf Präsenzpflicht im Büro zurückzudrehen wird nicht funktionieren und bringt stattdessen viele Fragen und Probleme mit sich. Frank Thelen ist laut eigener, immer wiederkehrender LinkedIn-Posts übrigens für’s Büro (kurze Wege und mehr Kreativität und so), Carsten Maschmeyer hingegen plädiert für’s Homeffice und Flexibilität (Vertrauen, Work-Life-Balance und so). Mehr dazu bald in einer eigenen Newsletter-Ausgabe.
Was denkst du dazu?
In den vergangenen Jahren sind viele Medienunternehmen dazu übergegangen, mit Projektteams aus Expert:innen unterschiedlicher Gewerke und Disziplinen zu arbeiten. Ein wichtiger und meiner Meinung nach richtiger Schritt, ohne den zunehmendes agiles Arbeiten nur schwer möglich ist. In Krisenzeiten macht sich an vielen Stellen jedoch wieder die eigentlich modifizierte und althergebrachte Hierarchie bemerkbar: In mehreren Gesprächen höre ich, dass Entscheidungen in vielen verschiedenen Häusern wieder nur von einigen wenigen getroffen werden und das oft unabhängig davon, was Projektteams erarbeitet haben oder was die eigenen Ziele betrifft. In diesem Jahr wird es also auch dringend darum gehen, Expert:innen deutlich mehr einzubinden, auf ihre Expertise zu vertrauen und als Team zu arbeiten.
Benjamin Quiring/Midjourney
Wie geht’s dir damit eigentlich?
Kleinere Teams, komplexere Arbeitsabläufe, viele neuartige Tools und Technologien, die erstmal verstanden und erlernt werden müssen – all das führt an vielen Stellen zu einem grundsätzlich hohen Workload. Hinzukommen die herrschenden Kriege in der Ukraine und im Gazastreifen, die täglich heftige Bilder auf die Bildschirme von Medienmitarbeiter:innen rufen. Außerdem noch zunehmende Angriffe auf Kolleg:innen im Zuge ihrer Recherchen und Berichterstattung. Nicht zu vergessen die individuell unterschiedlichen persönlichen Herausforderungen des Lebens. Alles zusammengenommen also eine Menge, die verarbeitet und mit der umgegangen werden muss. Mental Health, also die mentale Gesundheit, von uns allen wird zunehmend beansprucht. Deshalb wird es noch wichtiger werden, Mittel und Wege zu finden, um einerseits das Thema vom Stigma zu befreien andererseits ein Bewusstsein dafür zu schaffen. Präventive Aufklärung und Angebote für Mitarbeiter:innen, die Unterstützung brauchen, könnten dabei helfen. Zu allem werde ich ebenfalls in den kommenden Wochen nochmal eine eigene Crunchtime-Ausgabe schreiben.
Wie lernen wir immer wieder dazu?
Künstliche Intelligenz (KI), das größte (Weiter-)Entwicklungsthema der aktuellen Zeit, wird uns nicht mehr loslassen. Damit einhergehend wird es unabdingbar sein, ständig dazuzulernen. Wer weiß heute schon, wozu ChatGPT, Midjourney & Co in einigen Monaten erst fähig sein werden und wie die neuen Entwicklungen unsere Arbeit bereichern und erleichtern können? Also ich nicht, aber ich freue mich erstmal auf alles was kommt.
Timeout
Heute nur eine Frage für die kurze Auszeit: An welchen Stellen wird New Work in Medienunternehmen 2024 besonders wichtig? Schreibt mir gerne eine Mail mit eigenen Ideen oder stimmt hier kurz ab:
Bonus-Freiwurf
Ich freue mich wirklich sehr, wenn ihr euch beteiligt, mir Ideen schickt oder Crunchtime an Kolleg*innen, Freund*innen und alle, denen der Newsletter gefallen könnte, weiterleitet, damit sie sich auch anmelden können, und zwar hier:
Love for the game
Die Kolleg:innen von Correctiv haben mit ihren Recherchen und Berichten in den vergangenen Wochen deutlich gemacht, warum Medien und guter Journalismus für unsere Demokratie weiterhin essenziell wichtig ist. Hier könnt ihr alles lesen und hier ihre Arbeit unterstützen.
Benjamin Quiring/Midjourney
Crunchtime-Moments
Wie wichtig es ist, einen Teammate zu haben, der hilft, den Ball klaut und auf der anderen Seite kompromisslos reinhaut, hat Dwayne Wade 2009 in der zweiten Verlängerung der Partie gezeigt. Film ab!